König Kreuz

Am 21. Februar brennen auf Sylt und in ganz Nordfriesland die Biiekn

Typisch friesisch: Biike, das Friesenlied und die friesische Sprache.

Als Christian P. Christiansen und Thomas Hübbe im Jahre 1909 vom Sylter Verein „fuar Söl’ring Aart und Wiis“ den Auftrag erhielten, ein Lied für und über die Sylter Friesen zu komponieren, wären sie wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, dass ihr Werk auch 113 Jahre später noch an jeder Biike auf der Insel gesungen wird. Dabei gehört „Üüs Sölring Löön“ mittlerweile zur Feier am 21. Februar wie das Knistern brennender Tannenbäume, der Fakelmarsch auf dem Weg zum Biikeplatz oder das Essen danach mit Grünkohl und Kasseler.

Verbunden mit der Natur und der Kultur

Erstmals gesungen wurde das Stück wahrscheinlich am 17. September 1909 in Husum auf der Versammlung des „Nordfriesischen Vereins für Heimatliebe und Heimatkunde“, entwickelte danach aber keine größere Bekanntheit als andere zu dieser Zeit in Sölring verfasste Lieder. Erst als in den 1970er Jahren Friesisch wieder Unterrichtsfach wurde und es für die Grundschüler zum Lehrplan gehörte, das Lied auswendig zu lernen, erlangte es die bis heute andauernde Beliebtheit.

 

 „Das Lied hat für Sylt eine große Bedeutung. Der Text spiegelt die Verbundenheit mit der Natur- und Kulturlandschaft sowie den Respekt für die Leistung der seefahrenden und Landwirtschaft betreibenden Vorfahren wider“, erklärt Maren Jessen, Vorsitzende des Sölring Foriining.

Typisch friesisch
die friesische Sprache
Maren Jessen, 1. Vorsitzende des Sölring Foriining

Friesisch als Alltagssprache

So beliebt „Üüs Sölring Lön“ heute ist, so schwer hat es die Sprache Friesisch seit jeher als Kulturgut. „Der friesische Dialekt Sölring war nie Amts- oder Kirchensprache, wurde jedoch neben Niederdeutsch in allen Sylter Orten als Alltagssprache genutzt“, blickt Maren Jessen zurück. Neben dem wachsenden Fremdenverkehr seit Mitte des 19. Jahrhunderts war zudem das Ende des 2. Weltkrieges auch für die Insel ein einschneidendes Ereignis. Durch den Bau des Hindenburgdamms war Sylt bereits seit 1927 leichter zu erreichen und die in fast allen Inselorten während des Nationalsozialismus erbauten Reichsarbeitsdienst-Baracken machten Sylt zum Ziel der Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands.

In den Baracken und Kasernen der Wehrmacht fanden sie eine Unterkunft und innerhalb kurzer Zeit verdoppelte sich so die Bevölkerung auf der Insel. „Nur ein sehr kleiner Teil der Geflüchteten konnte etwa durch Heirat in die friesische Sprachgemeinschaft integriert werden. Das Überleben der friesischen Sprache war ohne obligatorischen Unterricht in den Schulen nicht möglich auf Sylt“, so Maren Jessen.

Pflege mit viel Leidenschaft

Heutzutage gibt es trotz eines Handlungsplans der Landesregierung nicht genügend Lehrpersonal, um Friesisch-Unterricht in ausreichendem Maße an den Sylter Schulen anbieten zu können. Die Pflege des Sölring ist daher mühselige Kleinarbeit, die aber trotzdem mit viel Leidenschaft von einigen wenigen betrieben wird. So unterstützt der Sölring Foriining seit Jahrzehnten den Unterricht in den Kindergärten durch Projekt-Anträge bei verschiedenen staatlichen Stellen und bietet in einer Theatergruppe – durch das Führen von Marionetten oder als Bühnendarsteller – das Erlernen der Sprache an. Zudem unterrichtet Britta Frank Sölring in den Grundschulen und die Sylter Sprachpflegerinnen Renate Schneider und Inge Gieppner-Carstensen geben schon seit Jahrzehnten uneigennützig einzelnen Personen Sprachunterricht. Sobald es möglich ist, wird auch Birgit Hussel von der Sölring Foriining wieder einen Crashkurs für Einsteiger anbieten.

 

Wer Interesse an einem der Angebote hat, kann sich gerne an den Sölring Foriining (Telefon: 04651 32805, Mail: info@soelring-foriining.de) wenden.

© Sylt Connected

Typisch friesisch

Damit alle Sylter und Gäste, die auch in diesem Jahr wieder per Videostream der Biike beiwohnen werden, verstehen, worum es in „Üüs Sölring Lön“ geht, gibt es hier die ersten drei Strophen des Liedes samt Übersetzung nach Prof. Nils Arhammar:

Üüs Söl’ring Lön, dü best üüs helig;        
Dü blefst üüs ain, dü best üüs Lek!
Din Wiis tö hual’en, sen wü welig;
Di Söl’ring Spraak auriit wü ek.
Wü bliiv me di ark Tir forbün’en,
Sa lung üs wü üp Warel‘ sen.
Uk diar jaar Uuning bütlön‘ fün’en,
Ja leng dach altert tö di hen.

Kumt Riin,
Kumt Senenskiin,
Kum junk of lekelk Tiren,
Tö Söl‘ wü hual‘
Aural;
Wü bliiv truu Söl’ring Liren!

Di Seewinj soong me litjem Suusin,
Hur ik üp Söl‘ üs Dütji slöp;
Fan Strön‘ jert ik dit eewig Bruusin,
Üs ik bi Mooters Hun‘ jit löp.
Ik haa di Staider al bihöl’en,
Diar jens üüs Jungens-Hemelrik,
Di Teft en Uursem fol fan Krölen,
Üüs Spölplaats bi di Bosk üp Dik.

Kumt Riin,
Kumt Senenskiin,
Kum junk of lekelk Tiren,
Tö Söl‘ wü hual‘
Aural;
Wü bliiv truu Söl’ring Liren!

Üüs Taachten hual‘ jit fast omslüngen,
Wat üüs fan litj ap wert en lef:
Üüs Terp, hur wü tö Skuul jens gingen,
Üüs Mark, üüs Hiid, di Wai bi Klef,
Ark Stich, hur wü üs Jungen ronen,
Ark Stegelk, diar aur Eeker gair,
Di Hooger, hur wü Biike bronen:
Hat es jit ales üp sin Stair.

Kumt Riin,
Kumt Senenskiin,
Kum junk of lekelk Tiren,
Tö Söl‘ wü hual‘
Aural;
Wü bliiv truu Söl’ring Liren!

Unser Sylter Land, du bist uns heilig,
du bist unser eigen, du bist unser Glück!
Deine Sitten wollen wir erhalten;
Die syltringer Sprache vergessen wir nicht.
Wir bleiben mit dir zu jeder Zeit verbunden,
solang wir auf der Erde sind.
Auch wer seine Wohnung draußen gefunden,
sehnt sich doch immer zu dir hin.

Kommt Regen,
kommt Sonnenschein,
kommen dunkle oder glückliche Zeiten,
Zu Sylt halten wir
Überall;
Wir bleiben treue Sylter Leute.

Der Seewind sang mit leisem Säuseln,
Wo ich auf Sylt als Wiegenkind schlief;
Vom Strande hörte ich das ewige Rauschen,
als ich an Mutters Hand noch lief.
Ich habe die Stätten alle behalten,
die einst unser Kinderparadies,
Der Anger im Frühling voll Blumen,
unser Spielplatz am Busch auf dem Wall.

Kommt Regen,
kommt Sonnenschein,
kommen dunkle oder glückliche Zeiten –
Zu Sylt halten wir
Überall;
Wir bleiben treue Sylter Leute.

Unsere Gedanken halten noch fest umschlungen,
was uns von klein auf wert und lieb:
unser Dorf, wo wir zur Schule einst gegangen,
unsere Wiesen, unsere Heide, den Weg am Kliff.
jeder Steig, wo wir als Kinder gelaufen,
jeder Pfad, der über die Felder geht,
die Hügel, wo wir Biiken gebrannt:
Es ist noch alles da wie einst.

Kommt Regen,
kommt Sonnenschein,
kommen dunkle oder glückliche Zeiten –
Zu Sylt halten wir
Überall;
Wir bleiben treue Sylter Leute.

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